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Amnesty International Gruppe Miesbach (1431)

Impressum

Gruppe Miesbach (1431)

Spuren im Land (5): "... sonst kimmst nach Dachau"

Fussstapfen im Schnee

"Sei stad, sonst kimmst nach Dachau," so hieß es in der Nazizeit, wenn jemand aufmüpfige Reden führte oder "volksschädigende" Witze erzählte. Die Verbringung nach Dachau nannte sich "Schutzhaft", aber früher oder später wusste fast jeder, dass die Gefahr von den Beschützern selbst ausging. In der Miesbacher Bevölkerung scheinen die (Anhänger der) Täter und ihre Opfer gleichermaßen vertreten zu sein, denn am Kriegsende soll der amerikanische Kommandant Miesbach als "die Stadt in Bayern mit den meisten Blutordensträgern (Teilnehmer am Hitlerputsch von 1923) und KZ-Insassen" bezeichnet haben.

Das Jahr 1933 begann recht friedlich. Der Fasching dauerte acht Wochen und beherrschte den Lokalteil des Miesbacher Anzeigers. Die Versammlungen zu den Reichstagswahlen im März verliefen "ungestört" oder "ohne größere Zwischenfälle". Dann aber schlug die Stimmung um. Am 10. März wurden "einige hiesige Führer von marxistisch orientierten Organisationen in vorläufige Schutzhaft genommen". Die Meldung erschien im Fettdruck, als einzige auf der ganzen Seite.

Im Stadtrat saßen damals zwei Mitglieder der KPD. Einer davon war Ludwig Emmerer. Seine Verhaftung wird mit einer Häme geschildert, die andeutet, dass die Machtergreifung auch die Redaktionsstuben erfasst hat. "Am Freitag wurde ... der kommunistische Stadtrat Ludwig Emmerer nächst Pienzenau abgefasst, als er eben in einem Beiwagen eine Reise antreten wollte. Emmerer und auch sein Schnauferlkutscher (!) wurden in Schutzhaft genommen." Von seinem Aufenthalt in Dachau hat Emmerer wenig erzählt; zu groß war die Gefahr, aufs neue verhaftet zu werden. Nach mehr als zwei Jahren wurde er freigelassen, weil sonst seine Frau ein Fürsorgefall geworden wäre. Während des Krieges wurde er von umgedrehten Parteigenossen bespitzelt, in der Besatzungszeit war er ein "begehrter Entlastungszeuge".

Die meisten politischen Häftlinge wurden nach einem Jahr entlassen; für den Zeugen Jehovas Georg Steingraber aus Agatharied dauerte der Leidensweg mehr als acht Jahre. Die Zeugen wurden von den Nazis als "versteckte bolschewistische Organisation" bezeichnet, aber ihr wahres "Vergehen" bestand darin, radikal am Tötungsverbot der Bibel festzuhalten, den Treueid auf Hitler abzulehnen und den Wehrdienst zu verweigern. Steingraber wurde schon bei der "Begrüßung" misshandelt und war zahlreichen Schikanen ausgesetzt, aber als er nach zwei Jahren nach Mauthausen verbracht wurde, erschien ihm Dachau noch als "Sanatorium".

P.S. Ai wurde 1962 gegründet, um gewaltlosen politischen Gefangenen zu helfen. 40 Jahre später wurden im Urlaubsparadies Malediven vier Leute zu (lebens)langen Freiheitsstrafen verurteilt, weil sie in einer Zeitschrift regierunskritische Artikel veröffentlicht hatten. Sie werden auf einer Insel festgehalten, wo die Haftbedingungen sehr schlecht sein sollen. Ob sie wie die "Dachauer" auch ein "geht mir gut" auf die Karten schreiben müssen?

ai Miesbach

Brief Georg Steingraber's

Dachau d. 18. 9. 37
Meine Lieben, bin hir gut angekommen
geht mir gut was ich auch von euch hoffe
Wäsche wird auch heim geschikt. M. Lieben
Grüßet mir alle, Geld brauch ich noch
keines. Es Grüßt euch Herzlich d. Man u. Vater
Georg Steingraber

Folge 6: Auf den Straßen der Flucht