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Amnesty International Gruppe Miesbach (1431)
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Wir freuen uns, dass wir Ihnen heuer wieder einmal eine Fortsetzung unseres Textprojektes bieten können. Verdanken tun Sie das den Recherchen von Hermann Kraus, der auf Martha Schleipfer-Schörghofer, einer „Gerechten unter den Völkern“ gestoßen ist. Er hat auch den Text geschrieben. Wir danken.
Die Geschichte beginnt am „Neuen jüdischen Friedhof“ im Norden Münchens, etwa zwischen den U-Bahn-Stationen Alte Heide und Studentenstadt. Auf diesem Friedhof liegen u.a. auch Kurt Eisner, der erste bayerische Ministerpräsident (seit 1919) und Max Mannheimer (seit 2016).
Der Friedhofwärter: Karl Schörghofer
Dort war in den dreißiger Jahren der evangelische Österreicher Karl Schörghofer der Friedhofsverwalter. Er hat mit seiner Frau Katharina und seinen Kindern Karl jun. und Martha auch dort gewohnt. Schörghofer hat seit 1943 wiederholt Juden auf dem Friedhofsgelände und in der angrenzenden Baumschule versteckt. Ende Februar 1945, nach 14 Monaten im Versteck, wurden sieben versteckte Personen – drei Männer und vier Frauen – von einem Spitzel an die Gestapo verraten. Die meisten konnten rechtzeitig fliehen, zwei wurden verhaftet. Den Schörghofers wurde für den Fall einer erneuten Hilfsaktion für Juden mit der Deportation ins KZ Dachau gedroht, trotzdem fand einer der Geflüchteten erneut Unterschlupf bei ihnen. Für eine seiner Schützlinge, die 12-jährige Herta Neuburger, fand er eine besonders pfiffige Lösung. Seine Tochter Martha, inzwischen verheiratete Schleipfer, wohnte auf einem abgelegenen Bauernhof nahe Miesbach. Dorthin brachte er das Mädchen.
Hertha Neuburger und ihre Familie
Über die Vorgeschichte der Herta Neuburger wissen wir gut Bescheid, denn das Mädchen (geb. 1932) lebt noch und zwar in Tampa (Florida). Sie ist nun 84 Jahre alt, und hat vor einigen Jahren ein ausführliches Interview dazu gegeben. Sie ist in einer wohlhabenden Familie aufgewachsen, der Vater hatte einen Ledergroßhandel in der Münchner Bayerstraße. Sie lebten auf dem Lande, mit Hausmädchen und Chauffeur. Aber 1935 hatte das ein Ende. Die Familie zog in die Stadt, ohne Angestellte. Kurz nach der Reichspogromnacht 1938 kam der Vater Moritz Neuburger nach Dachau. Er kehrte 1939 krank zurück und starb 1941. Die Mutter war allein mit ihrer jüngsten Tochter Herta, die beiden älteren Geschwister mussten zur Zwangsarbeit.
Ausweisung in den Tod
Etwa Anfang 1944 bekam die Familie die Anweisung zur „Umsiedelung in den Osten“, in zwei Tagen. Am zweiten Tag gab es mittags einen Luftangriff. Die Familie war im Keller. Das Haus darüber fiel in Schutt und Asche. Die Hausverwalterin, die von der Ausweisung wusste, erklärte den Behörden, die Familie sei dabei getötet worden. So waren sie fürs erste gerettet, mussten aber von Keller zu Keller flüchten und sich aus Suppenküchen ernähren. Die Behörden haben aber dann doch irgendwie erfahren, dass die Familie noch lebt. Die Neuburgers waren erneut bedroht. Der Bruder flüchtete in die Berge zu einem Bauern. Die Schwester Regina wurde auf der Straße gefasst und nach Theresienstadt gebracht. Die Mutter war oft tagelang weg auf Nahrungs- und Verstecksuche. Da kam ein Mann zu Herta und sagte, sie solle in der Nacht zum jüdischen Friedhof kommen – zu Karl Schörghofer. Herta Neuburger kannte ihn von der Beerdigung des Vaters her und ging hin.
Versteck in Ableiten/Irschenberg
Mit einer Verwandten von Schörghofer fuhr sie dann mit der Bahn nach Miesbach. Sie kam zu einem „einzeln stehenden Bauernhof auf einem Hügel“. Der Besitzer lebte nicht dort, aber drei Frauen mit ihren Kindern, darunter auch Martha Schleipfer-Schörghofer. Sie hatte damals zwei Söhne, einer sechs Monate und einer vier bis fünf Jahre alt. Mit dem älteren Sohn ging die Mutter immer in den Wald, wenn Leute kamen, aus Angst, er würde etwas „verraten“. Es gab weder fließendes Wasser noch elektrisches Licht. Das Großstadtmädchen musste mit dem Waschbrett am Bach waschen. Trotzdem beklagt sie sich nicht über diese Zeit: „Martha machte mich zu einer guten Hausfrau“. Sie sagte, erst später sei ihr klar geworden, wie groß das Risiko war, das Martha Schleipfer-Schörghofer für sie auf sich genommen hat. Wir haben inzwischen von der Tochter von Frau Schleipfer-Schörghofer erfahren, dass es sich bei dem Bauernhof um Ableiten/Irschenberg handelt.
Happy End
Nach der Kapitulation hat Hertas Bruder ein Versteck von SS-Leuten in den Bergen an die Amerikaner verraten und bekam dafür ein Motorrad und einen Passierschein für Oberbayern. Er hat von Schörghofer erfahren, wo seine Schwester Herta versteckt ist, und sie dort abgeholt. Beide sind dann zu ihrer Mutter gefahren. Die Schwester Regina hatte Theresienstadt überlebt und kam im Juli 1945 zurück. Sie war damit eine „Displaced Person“ und konnte in die USA einreisen, die anderen (noch) nicht. Sie hielten sich mit Schwarzmarkt-Handel über Wasser. Am Ende kamen aber doch alle in die Vereinigten Staaten. Herta Neuburger heiratete Salomon Pila und lebt heute in Tampa (Florida).
„Gerechte unter den Völkern“
Am 7. November 1967 wurden Karl und Katharina Schörghofer und ihre Kinder Karl jun. und Martha von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet. Für sie wurde in der Gedenkstätte nahe Jerusalem in der „Allee der Gerechten“ ein Baum gepflanzt und ein Gedenkstein angebracht. Auf der Inschrift steht über den Vater: „Ein jüdisches Waisenmädchen rettete er durch Unterbringung bei seiner Tochter Martha in Miesbach.“ Hier in Miesbach wusste bis vor kurzem niemand, dass in der Nähe ein jüdisches Mädchen versteckt war und dadurch gerettet wurde. Erst durch eine Schautafel im neu errichteten NS-Dokumentationszentrum in München wurden wir darauf aufmerksam.
Martha Schleipfer-Schörghofer
Karl Schörghofer soll zur Rettung der Herta Neuburger gesagt haben:
„Ich weiß, dass ich mein Leben gefährde, aber alles hat seinen Preis. Wenn jemand seine Mitmenschen retten will, muss er bereit sein, sein eigenes Leben zu riskieren.“
Und im jüdischen Talmud steht:
„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt"
(Mishnah, Sanhedrin 4:5)
Quellen:
Interview mit Herta Pila: http://digital.lib.usf.edu/content/SF/S0/02/20/00/00001/F60-00033.pdf
http://www.raoulwallenberg.net/saviors/german2/karl-schorghofer-924/