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Amnesty International Gruppe Miesbach (1431)

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Gruppe Miesbach (1431)

Spuren im Land (9): "Der Hof muss brennen"

Fussstapfen im Schnee

Unsere 9. Folge ist einem Ereignis des Jahres 1800 gewidmet, das in der Gegenwart bestürzende Parallelen hat. In Josef Brunnhubers "Chronik des oberen Leizachtales" (1927) ist es in zwei lakonischen Sätzen erwähnt: "Am 6. Dezember zündeten die Franzmänner das Maieranwesen in Niklasreuth an, angeblich weil aus dem Hause geschossen wurde. Sie verhinderten sogar das Löschen."

Wie aber kamen die Franzosen ins obere Leitzachtal?

Eine ähnliche Frage stellte sich übrigens 150 Jahre später ein Parsberger, als er bei Kriegsende 1945 die ersten Neger seines Lebens sah. "An Kriag a so vaspuln, dass d'Neger bis nach Parsberg kemma!"

Doch zurück zum Ende des 18. Jahrhunderts. Altbayern hatte um 1800 die zweifelhafte Ehre, Kriegsschauplatz der Großmächte Österreich und Frankreich zu sein. 1799 war der 2. Koalitionskrieg ausgebrochen, "für Bayern blieb keine andere Wahl, als voll Widerwillen mitzumarschieren" – auf Seiten der Verlierer, den Österreichern. Im Sommer wurden weite Teile Südbayerns aufgegeben, im Juni marschierte General Moreau in München ein. Die Österreicher hielten sich in unserer Gegend bis zum November; dann kamen die Franzosen. Brunnhuber: "Der ganze rechte französische Flügel zog nun durch unsere Gegend dem Innübergange nach Neubeuern zu. Bis alle Truppen nachgezogen waren, ging fast der ganze Dezember vorüber."

Die Bevölkerung hatte unter Freund und Feind gleichermaßen zu leiden. So heißt es in einer Umdichtung von Paul Gerhardts "Nun ruhen alle Wälder": " ... Viel schadeten uns Feinde, doch haben unsere Freunde sich noch barbarischer gezeigt."

Ein Kupferstich erzählt hingegen von den "Schandtaten französischer Truppen in Süddeutschland", als da sind: Plünderung von Kirchen, Entführung von Frauen, Erpressung von Geld, Requirierung von Viehzeug.

Zu Recht trug eine Radiosendung über "Bayern im Jahre 1800" den Untertitel: "Das Kalb nicht sicher in der Kuh, sie nehmen das Ei und das Huhn dazu."

Fehler

Unser Bericht über die Ereignisse in Niklasreuth beruhen auf den Aufzeichnungen von Hans Sennes (1925), die uns freundlicherweise die (Alt) Bürgermeister von Irschenberg H. Höß und H. Schönauer zukommen ließen. Sennes wundert sich zunächst einmal, warum Niklasreuth, das "ziemlich abgelegen am Nordwesthang des Auerberges liegt", zum Durchmarschgebiet für die Franzosen wurde. Dann berichtet er von der Nervosität der Franzosen, die einen Angriff der Tiroler Schützen befürchteten und von der Erregung der Bevölkerung, die französische Reiter ins Quartier bekamen, zu Erkundungsritten gezwungen wurden und "Brandschatzung" (Erpressungsgeld) zu zahlen hatten. Der Plan der Bauern, beim Durchzug der Franzosen bewaffneten Widerstand zu leisten, wurde aufgegeben, weil man ihnen "die Aussichtslosigkeit ihre Unternehmens zum Bewusstsein" brachte (12 Gewehre und Mistgabeln gegen 800 Mann Infanterie und Artillerie). Der Mahner war der Weber von Fußstall, aber eingeflüstert wird es ihm vielleicht der hl. Nikolaus, der Schutzpatron der Dorfkirche, haben, denn der Durchmarsch der Franzosen fand am 6.Dezember statt.

Einer hat jedoch den Einflüsterungen des Heiligen keine Folge geleistet. Ein Knecht aus Frauenried schoss von einem Garten heraus auf den kommandierenden Offizier der Franzosen. Die Kugel ging ihm durch den Dreispitzhut, ohne ihn zu verletzen. Der Bursche flüchtete sich in das Anwesen des Mair/Maier. Da die Franzosen glaubten, er gehöre zu diesem Hof, steckten sie das Haus in Brand. Sie gaben zwar den Bewohnern Gelegenheit, sich in Sicherheit zu bringen, hinderten aber die Bevölkerung am Löschen. Deshalb waren auch Kirche und andere Häuser in Gefahr. Ein Verlöbnis von Pfarrer und Bevölkerung zu den Heiligen Maria und Nikolaus – so das Votivbild in der Kirche – soll dafür gesorgt haben, dass sich der Wind gedreht hat.

Fehler

Der Knecht konnte sich durch die Hintertür retten und landete nach einer abenteuerlichen Flucht in einem Heustadel. Sennes schreibt: "Wohl stachen dann die Franzosen mit Bajonetten in das Heu; aber tief genug eingegraben, kam der Knecht mit heiler Haut davon." Und: "Das Haus des Mair/Maier wurde bis zum Sommer 1801 wieder aufgebaut. Alle Leute halfen zusammen."

P.S. Das Verhalten der Franzosen erinnert an das Vorgehen der Israeli in den Palästinensergebieten. Dort wurden regelmäßig Häuser, die angeblich ohne Genehmigung errichtet worden waren oder dem neuen Grenzzaun zu weichen hatten, von Bulldozern zerstört oder Häuser von Familien der Selbstmordattentäter zerbombt oder gesprengt. Dies verstößt gegen die 4. Genfer Konvention, wonach derartige Kollektivstrafen illegal sind. Dass die andere Seite von den Israeli "gelernt" hat, zeigen die Katjuscharaketen, die heute auf israelische Grenzsiedlungen abgefeuert werden.

Fehler

ai Miesbach

Folge 10: "Die Aristokraten an die Laterne"